Waldverkauf GR Sitzung, 29.3.23

Verkauf von 19 Hektar Wald vorerst verhindert

In der Gemeinderatssitzung am 29.3. hatte der Tagesordnungspunkt 34 einen brisanten Inhalt. Es wurde folgender Antrag eingebracht:

Der Gemeinderat der Stadtgemeinde Fürstenfeld wolle beschließen, dem Abschluss des Dienstbarkeitsvertrages zwischen der Stadtgemeinde Fürstenfeld und der KIA-AQUAFARM LIMITED, Dublin, Irland über den Verkauf einer Teilfläche des Grundstückes …, KG Dietersdorf … die Zustimmung zu erteilen.

Die Teilfläche, die verkauft werden sollte, beträgt 19 Hektar Wald (= 190.000m2) des „Stadtwaldes“, der gesamte Waldbesitz Fürstenfelds auf dem Gemeindegebiet von Bad Loipersdorf umfasst rund 31 Hektar. Dem Stil des Bürgermeisters Jost entsprechend, gab es vor der Gemeinderatsitzung kaum Informationen über das Projekt, über den Betreiber bzw. über Investoren. So waren die Grünen gefordert, in den letzten Tagen vor der Gemeinderatssitzung sich über Internet, Medien, Fachleute (Berg- und Naturwacht, Prof. Johannes Gepp) und bei Umweltschutzorganisationen (Global2000, Greenpeace, WWF, Verein gegen Tierfabriken – VGT) zu informieren.

Für uns Grüne hatte die Erhaltung des Waldes unbedingte Priorität, die Art der industriellen Indoor-Fischzucht fanden wir problematisch. Am Vormittag vor der abendlichen Gemeinderatssitzung gab es endlich Informationen für die Gemeinderäte. Dabei wurden unsere Bedenken verstärkt. In der Gemeinderatssitzung schließlich brachten wir Grüne massive ökologische Bedenken gegen das Projekt und die ökonomischen Hintergründe der KIA-AQUAFARM vor.

Das führte letztendlich dazu, dass Bürgermeister Jost anscheinend erkannte, die dagegensprechenden Fakten waren zu massiv. Somit stellte er den Antrag, die Abstimmung zu vertagen. Dem stimmte der Gemeinderat einstimmig zu.

Es drängt sich die Frage auf: Warum waren ÖVP und FPÖ für dieses fragwürdige Projekt, ohne die ökologischen und ökonomischen Hintergründe umfassend zu prüfen?

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KIA-AQUAFARM LIMITED, Dublin

KIA steht für „Kazan Investment Alliance“. Auf der Homepage der Firma (www.kia-aquafarm.com) – allerdings nur in Englisch und jede Seite um 90° gedreht – kann man nachlesen, worum es sich handelt: „The Kia-Aquafarm is the disruptive innovation of farming fish, prawns und roman snails.“ (auf Deutsch: „Die Kia-Aquafarm ist die disruptive Innovation der Zucht von Fischen, Garnelen und Weinbergschnecken.“).

Der Sitz der Kia-Aquafarm ist in Irland. Warum Firmen ihren Sitz nach Irland verlegen, dürfte allgemein bekannt sein. KIA-AQUAFARM verspricht auf ihrem Internetauftritt das sprichwörtliche „Blaue vom Himmel“ – jeder Bürgermeister / jede Bürgermeisterin kann oberflächlich betrachtet nur begeistert sein:

Ein Investment von 150.000.000 €, 180 Jobs in der Fischzucht, 90 – 100 in der Verarbeitung, „the biggest indoor fish farm in the world“ (die größte Indoor-Fischzucht der Welt), alles in einem geschlossenen Kreislauf, 100% erneuerbare Energie, Geothermie und CO2-Neutralität klarerweise, begrünte Fassaden, Kinderbetreuungsplätze, Personalwohnhaus sowie ein Besucherzentrum.

Die Kehrseite der Medaille wird erkennbar, wenn man Umweltaspekte in Betracht zieht: 19 Hektar Wald werden an die Betreiber / Investoren verkauft, davon werden 12 Hektar geschlägert, 3 Hektar sind für die Verarbeitung im Gewerbegebiet von Fürstenfeld erforderlich. Parkplätze, Zufahrten, die Bautätigkeit dieses großen Bauvorhabens, die Beeinträchtigung der Natur, der Wasserverbrauch finden keine Erwähnung.

Die „Wassertiere“, die in dieser Indoor-Anlage gehalten werden sollen, sind alles andere als „heimisch“ – die aus Nordamerika stammende Regenbogenforelle, der Afrikanische Wels und der Nil-Tilapia (beides Raubfische), der berüchtigte Pangasius aus Südost-Asien, der Stör (für den Kaviar), verschiedene Garnelenarten und Weinbergschnecken.

Zur Vorbereitung auf die Gemeinderatssitzung blieben uns nur wenige Tage, umso mehr wir uns mit der Kia-Aquafarm beschäftigten, um so stärker wurden die Zweifel. Bereits 2014 wurde ein Standort in Ilz gesucht, 2019 in St. Johann in der Haide ein nahezu identisches Projekt angekündigt und damals in den Medien beschrieben. Es sollten dort im Ghartwald (im Besitz der Stadtgemeinde Hartberg) mit einem 40 Mio. €-Projekt 10.000 Tonnen Fische produziert werden. Die Gemeinden Hartberg und St. Johann ließen das Projekt bereits in einem frühen Planungsstadium fallen, aus der Großinvestition wurde nichts.

Eine Präsentation des Betreibers am Tag der Gemeinderatssitzung konnte uns keinesfalls überzeugen, so dass wir zum Entschluss kamen: Finger weg! Arbeitsplätze und Betriebsansiedlungen auf bereits versiegelten und gewidmeten Flächen braucht Fürstenfeld – dafür Wald zu roden ist, nicht zu tolerieren!

GR Sitzung zum Nachsehen

Die letzte Gemeinderatssitzung zum Nachsehen – Teil 2:

https://www.youtube.com/live/FWDQq6dIGpI?feature=share 

Die letzte Gemeinderatssitzung zum Nachsehen – Teil 1:

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