GR Sitzung 16. Dez. 20, Abstimmungsverhalten

GR Sitzung 16. Dez. 20, Abstimmungsverhalten

In der letzten Gemeinderatssitzung erläuterte GR Franz Timischl das Abstimmungsverhalten der grünen Fraktion im Fürstenfelder Gemeinderat mit folgendem Statement:

Unsere Welt ist endlich – begrenzt und verträgt sich nicht mit einem unbegrenzten Verbrauch von Ressourcen, dazu zählt auch der Boden. Der Boden ist endlich, aber unendlich kostbar! Damit 10 cm Humus entstehen dauert dies 2000 Jahre. Vergleicht man die Erde mit einem Raumschiff, muss man feststellen, dass die Menschheit alles, was sie braucht, um hier zu leben auch hier vorfindet. Allerdings es kommt keine Versorgungsrakete wie zur ISS, um uns zusätzliche Ressourcen zu bringen – eine zweite Welt gibt es nicht.

Die grundlegenden Fakten zum Bodenverbrauch in Österreich sind folgende:

  • Österreich ist Europameister beim Verbrauch von Boden.
  • Täglich werden 20 Fußballfelder, das sind 13 ha, verbraucht, davon sind 40% versiegelt.
  • Vergleicht man das mit Deutschland, dann steht Österreich wesentlich schlechter da: Unser Nachbarland verbaut derzeit 60ha pro Tag (das wären in Österreich 6 ha).

Die Landwirtschaft meiner Eltern, wo ich meine Kindheit verbrachte, hatte eine Fläche von 6,5 ha und ernährte unsere fünfköpfige Familie. Heute verschwinden täglich zwei solcher Landwirtschaften. Die Flächen fehlen für CO2-Speicherung, Wasseraufnahme, für die Versorgung mit Nahrungsmitteln. Der  Selbstversorgung Österreichs mit landwirtschaftlichen Produkten beträgt nur mehr 86%.

Seit 1970 wurden 300.000 ha verbaut, das entspricht der Ackerfläche von OÖ, seit 2001 waren es 117.000 ha, das entspricht der Ackerfläche des Burgenlandes. 1950 standen noch 2.400m2 Ackerfläche für jeden Österreicher zur Verfügung, . Österreich hat eines der dichtesten Straßennetze in Europa: für jeden Österreicher gibt es 15 Meter Straße, für jeden Deutschen 7,9 Meter und für jeden Schweizer 8,1 Meter. Ähnlich verhält es sich mit der Supermarktfläche pro Einwohner: Ö – 1,67m2, Italien 1,03m2, Frankreich – 1,23m2.

Eine besondere Dramatik stellt die Steigerung des Bodenverbrauchs dar: Wurden 2018 10,5ha / Tag verbraucht, waren es 2019 schon 13ha / Tag. Der Verbrauch an Fläche steigt stärker als die Bevölkerung.

Als Quelle für diese Fakten diente die Österreichische Hagelversicherung bzw. das Umweltbundesamt.

Eine EU-Vorgabe sowie eine Vorgabe des von der ÖVP geführten Ministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus besagt, dass nur mehr 2,5ha / Tag bis 2030 für Wohnbau, Straßen usw. verbraucht werden sollen. In Deutschland gibt es ein langfristiges Ziel: 0 Hektar Bodenverbrauch (Beratungsgremium der dt. Bundesregierung) – d.h. wenn irgendwo Boden verbraucht wird, muss er an anderer Stelle wieder zurückgegeben werden.  

Das Buch von Martin Grasberger, Jg. 1972, Mediziner & Biologe: „Das leise Sterben“, das als Wissenschaftsbuch des Jahres 2020 ausgezeichnet wurde, zeigt auch die Wichtigkeit, die dieses Thema nun hat.

Welchen Ausweg gibt es in dieser Frage? Das Motto für die Zukunft muss lauten: „Wohlstand ohne Wachstum“, das bedeutet Qualität vor Quantität.  

Ihr werdet es kaum vermuten, von welchem Österreicher dieser Gedanke in der Öffentlichkeit diskutiert wurde?

Dieser Grundsatz wurde vom WIFO-Leiter Christoph Badelt, ORF-Pressestunde (12.07.2020) erstmals öffentlich in den Medien zum Ausdruck gebracht.

Nicht „Stillstand“ ist unsere Devise, wie uns das vorgeworfen wurde, sondern der Blick in einen verantwortungsvollen Umgang mit der Zukunft.

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