Vom Park zum Parkplatz

Der Parkplatz Feistritzgasse – Fakten

Der Parkplatz umfasst eine Fläche von 7.900m2, davon sollen 1.800m2 für die 136 Stellplätze (23%), 1.700m2 für Fahrbahnen (21%) verwendet werden, 3.600m2 bleiben als Grün- bzw. Wasserflächen übrig. Die Stellplätze sollten mit Recycling-Kunststoff-Gittersteinen versehen werden. Die drei geplanten Retentionsbecken (Fassungsvermögen 160.000l) sind dazu vorgesehen, um bei Starkregenereignissen große Wassermengen aufzufangen. Parkbänke, Bepflanzung usw. sind geplant und „runden“ das Projekt ab. Rund die Hälfte der geplanten Parkplätze sind für gebührenzahlende Dauerparker, der Rest werden „normale“ Parkplätze sein. 

Klingt alles recht gut, kritischen Blicken kann jedoch ein entsprechendes Greenwashing nicht entgehen. 

Von den 7.900m2 war ein Teil bereits im Gemeindebesitz, 4.800m2 werden auf unbestimmte Zeit gepachtet, Kaufoption inklusive. Das teuerste „Stück“ war eine Fläche von 450m2 mit einer Garage, die einem Privatbesitzer um 215.000€ (= 480€ / m2) abgekauft wurde. Die Kosten für den Abbruch der Garage musste die Stadtgemeinde aufbringen. 

Um auf das Niveau der ehemaligen Tabakfabrik – Ärztezentrum, Wohnungen, Fußweg zur Innenstadt – zu gelangen, wird ein Lift gebaut, der einem Wehrturm „nachempfunden“ ist. 

Im Gemeinderat …

Im Gemeinderat war das Abstimmungsverhalten klar: ÖVP und FPÖ uneingeschränkt dafür, die SPÖ auch grundsätzlich – sie stimmt gegen den hohen Kaufpreis des Grundstückes mit Garage. Also die Mehrheitsverhältnisse waren eindeutig zugunsten der Errichtung des Parkplatzes. Wir Grünen lehnten das gesamte Projekt von vorherein ab und stimmten als einzige Partei dagegen. 

Hintergründe

Bürgermeister Franz Jost erwartet sich eine zukünftige „Wohlfühloase“, so als ob hier mit hohem finanziellem Aufwand kein Parkplatz, sondern ein Park errichtet würde. Es wird der Eindruck erweckt, als könnte man in Zukunft auf diesem Areal die Natur genießen und zwischen Wasserbecken, Bäumen und Parkbänken spazieren gehen. Es lässt sich jedoch nicht von der Hand weisen, dass ein Parkplatz dem Abstellen von noch weitgehend mit Benzin- oder Dieselmotoren betriebenen Fahrzeugen dient. Diese müssen zu- und abfahren, eine Abstellmöglichkeit finden. Dies alles ist mit entsprechendem Geräuschpegel, Abgasen und Verkehrsgeschehen verbunden. Wertvoller Grünraum im Stadtzentrum geht damit verloren. Es hätte anderwärtig sinnvoller, zukunftsträchtiger und klimaschonender als Naherholungsraum – als „Park“ – verwendet werden können. Die in der geschönten Grafik angedeutete „Parklandschaft“ hätte man in die Realität umsetzen können: eine entsprechende Bepflanzung, Spazierwege mit Sitzmöglichkeiten, evtl. ein Kinderspielplatz, eine Gastronomie hätten sich verwirklichen lassen. Die als „Teiche“ angedeuteten Retensionsbecken hätten als kühlende Wasserfläche das gesamte Ambiente komplettiert. Doch dem ist nicht so, aus einem Parkplatz wird kein Park, auch wenn man sich noch so sehr bemüht, das Projekt „grün“ zu waschen.

Widerstand

Gegen die Errichtung der Parkflächen entstand sich von Beginn weg Widerstand von mehreren Seiten. 

Familie Schalk: Unmittelbar nach den Parkflächen die Feistritzgasse stadtauswärts befindet sich das Anwesen der Familie Schalk. Dort gibt es keinen Gehweg, der gesamte Verkehr bewegt sich zwischen den einzelnen Gebäuden der Familie. Bis in die 1970er-Jahre befand sich der gesamte Bereich im Besitz der Familie, er wurde schließlich um einen symbolischen Betrag an die Stadtgemeinde abgetreten. Bis zur Errichtung eines Kreisverkehrs an der Durchzugsstraße Anfang der 2000er-Jahre war das Verkehrsaufkommen in der Feistritzgasse gering, danach stieg es deutlich an. Die von Familie Schalk geforderte Einbahnregelung konnte nicht umgesetzt werden. Nach Fertigstellung des Parkplatzes befürchtet die Familie ein weiter zunehmendes Verkehrsaufkommen. Eine 2018 durchgeführte Verkehrszählung ergab bereits 1.200 Fahrzeuge pro Tag in der Feistritzgasse. Die nur 3,7 Meter breite Brücke über die Feistritz ist ebenfalls problematisch. Unterstützt wurde die Familie von Franz Sommer, Sprecher der BILF. Seine Argumente gegen die Errichtung des Parkplatzes: genügend Parkplätze in der Innenstadt, Auslastung der Tiefgarage am Hauptplatz ist nicht ausreichend.

Die Einsprüche der Familie Schalk, der BILF und weiterer Privatpersonen verzögerten jedenfalls den Baubeginn um rund zwei Monate. 

Baubeginn und Baufortschritt

Der Baubeginn erfolgte schließlich im Juni 2022 – zwei Monate später als vorgesehen. Als die ersten Bagger anrollten empörten sich Anrainer, Interessierte und Fachleute, dass das Ende der Brutzeit der Vögel in den Büschen und Bäumen nicht abgewartet wurde. Sie bedauerten die Zerstörung des Lebensraums der Tiere. Von Seiten der Gemeinde wurde als Gegenargument die vorgesehene Bepflanzung angeführt. Während der Augustinifesttage sollte der Parkplatz mit einer Eröffnungsfeier offiziell in Betrieb gehen. 

Im September gab es neuerliche Aufregung und Kritik, weil die Errichtung einer Treppe publik wurde, die ursprünglich nicht geplant war. Zu dieser Zeit war noch von einem Eröffnungstermin Ende Oktober die Rede. Doch auch dieser Termin hielt nicht, Bürgermeister Jost verschob den Termin auf das Frühjahr. Die Gründe dafür: 

  • Infrastruktur für die E-Ladestationen 
  • Abwasserbeseitigung bei Regenfällen
  • erforderliche Neuerrichtung des Gehsteiges, der die Bauarbeiten nicht überstand. 

(Hat man das vorher nicht bedacht?)

Dies führte auch zu einer Erhöhung der Baukosten um ca. 200.000 Euro, vorerst einmal!

vor dem Bau
Parkplatz 'Feistritzgasse' - Fotomontage
Engstelle Schalk bei Mittendrein
Engstelle bei der Brücke
Engstelle bei der Bastei
Wohlfühloase lt. Bürgermeister
Fotomontage BILF

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.

Ähnliche Beiträge