… und warum wir uns im Gemeinderat bei Grundverkäufen der Stimme enthalten
Die Wetterextreme der letzten Wochen – tennisballgroße Hagelgeschoße in Niederösterreich und ein zerstörerischer Tornado im Nachbarland Tschechien mit zahlreichen Verletzten, Toten und einer bisher unbekannten Zerstörung in Europa sollten uns die Gefahr der Erderwärmung bewusst machen.
Wie sind diese Extremereignisse in einem größeren Zeitraum einzuordnen und welche Rolle spielt dabei die Versiegelung des Bodens?
Gab es heiße Sommer auch früher?
Ja, es gab diese auch früher. Nur, von den 10 heißesten Sommern in der 252-jährigen Messgeschichte waren 9 in den letzten 30 Jahren, davon 6 seit 2010. Sommer, die vor 1990 noch als „Hitzesommer“ gegolten hätten, sind jetzt die Normalität. Die exponentielle Zunahme der Temperatur auf der Erde ist eindeutig und wird mittlerweile auch nicht mehr in Frage gestellt.
Gab es früher auch Extremwetterereignisse (Hagel, Starkregen, Stürme)?
Ja, diese gibt es nicht nur in den letzten Jahrzehnten. Was sich jedoch geändert hat, ist, dass diese Wetterphänomene nicht nur extremer, sondern vor allem auch häufiger werden. Da Klimaereignisse sich nicht in kurzen Zeiträumen abspielen, lässt sich der Trend langfristig erkennen. Auch das ist unter Klimaexperten unbestritten.
Gab es Tornados in Europa schon in den letzten Jahren?
Ja, auch Tornados gab es in Europa. In Deutschland gibt es Aufzeichnungen über Tornados seit dem 16. Jahrhundert. Von den 40 bekannten fanden 19 seit 2000 statt. In Österreich gab es in den letzten 100 Jahren 12 starke Tornados, davon 6 in den letzten zwei Jahrzehnten.
Welchen Zusammenhang gibt es nun zur Bodenversiegelung?
Ein natürlicher Boden, der nicht durch Straßen, Gebäude, Siedlungen versiegelt ist, spielt hinsichtlich der Erderhitzung neben anderen Faktoren (Treibhausgase …) eine wesentliche Rolle. Österreich hat dahingehend in Europa den unrühmlichen Spitzenplatz, die Steiermark diesen Rang in Österreich. In Österreich wird täglich einiges mehr an Boden verbraucht als alle elf Stadien an den Spielorten der Fußball-EM an Fläche ausmachen – nämlich 13 Hektar pro Tag bzw. 37,44 Quadratmeter pro Minute. Der verbrauchte Boden fehlt als „Klimapuffer“. Unverbaute Böden speichern CO 2 , spenden Schatten, verhindern Hitzestaus und speichern pro Hektar bis zu 2.300m 3 Wasser. Versiegelte Flächen haben im Sommer eine um 10 – 15 Grad höhere Oberflächentemperatur als eine Wiese oder ein Acker. Insofern ist es unbedingt notwendig, dem weiteren Bodenverbrauch und der oft damit verbundenen Versiegelung Einhalt zu gebieten.
Das ist der Hintergrund, warum wir Grünen im Gemeinderat mit Stimmenthaltungen unseren Protest gegen diese Politik in Fürstenfeld zum Ausdruck bringen. Vor allem zweifeln wir auch daran, ob mit dem Bau von Einfamilienhäusern am Stadtrand wirklich eine „Förderung der Jungfamilien“ erreicht wird, ist doch zu bedenken, dass ein Einfamilienhaus derzeit rund 400.000 Euro plus Grundkosten von 50.000 – 60.000 Euro kostet. Wäre „Jungfamilien“ nicht eher damit geholfen, stellte man ihnen leistbare Wohnungen in entsprechender Größe zur Verfügung? Wäre diesen Familien nicht eher damit geholfen, wären ihre Wohnungen nicht zu weit von Schulen und Kindergarten entfernt und nicht am Stadtrand? Dies ließe sich durch eine Erhebung des Leerstandes bzw. durch Revitalisierung älterer, unattraktiver Wohnungen bewerkstelligen. Wäre es „Jungfamilien“ gegenüber nicht fair und ehrlich, ihnen die finanzielle Belastung bis ins Pensionsalter mit allen Risiken (Zinssteigerung, Arbeitslosigkeit, Trennung) bewusst zu machen und ihnen nicht eine Fantasiewelt vom „Haus im Grünen“ vorzuspielen?