Beitrag und Copyright „KLEINE ZEITUNG“, Ewald Wurzinger
Mitten in der Stadt: Rettungsaktion für seltene Eidechsen in Fürstenfeld gestartet
Die stark bedrohte „flinke Eidechse“ wurde auf einem Fürstenfelder Abrissgelände gesichtet. Noch bevor die Bagger aufrollen, sollen die Tiere umgesiedelt werden.
Auf einem verwachsenen Abbruchgelände wurde sie im Sommer entdeckt: Eine Eidechsenart, die seit Jahren auf der Roten Liste als bedrohte Tierart die Kategorie der seltenen Echsentiere in der Steiermark anführt. „Die flinke Eidechse ist nützlich und absolut schützenswert“, erklärt Vizebürgermeister Harald Peindl (Grüne). In Fürstenfeld hat er nun eine Rettungsaktion für die Tiere gestartet. Unterstützt wird er vom Naturschutzbund.
Schauplatz Ungarstraße 8 im Fürstenfelder Stadtzentrum:
Nahe der Bezirkshauptmannschaft hat sich eine unscheinbare Grünfläche als wahre Oase für eine bedrohte Tierart entpuppt. Das Grundstück der ehemaligen Stadt-Schlosserei war jahrzehntelang unbenutzt und stark verwildert. „Hecken, Dornen und Gras. In diesem Bereich fanden Eidechsen ideale Lebensbedingungen“, erklärt Peindl.
Entdeckt wurden die Tiere von Anrainer und Unternehmer Horst Bauer in dessen angrenzendem Garten: „Wir freuen uns über jedes Tier, das einen Platz findet. Aber wir fürchten um die Auswirkungen der Baulust im Stadtgebiet Fürstenfeld, indem eine der letzten Oasen der Stadt verschwindet“, meint der Fürstenfelder.
An besagtem Platz soll nämlich im kommenden Jahr eine Wohnanlage errichtet werden. „Wir als Nachbarn haben hier natürlich bei sämtlichen Bauverhandlungen Einspruch erhoben, aber von der Stadt gibt es noch wenig Unterstützung“, so Bauer.
Die flinke Eidechse ist nützlich und absolut schützenswert.
Harald Peindl (Grüne), 2. Vizebürgermeister Fürstenfeld
Prompt haben sich Bauer und Peindl in Eigeninitiative an den Naturschutzbund gewandt, um die Population der Tiere retten zu können. Erste Fang-Eimer wurden bündig mit der Bodenoberfläche vergraben und Planen als Unterschlupfmöglichkeit auf der besagten Wiese positioniert. „Um so schnell wie möglich an die Tiere zu kommen“, erklärt Frank Weihmann vom Naturschutzbund Steiermark. Eingeschaltet hat der Naturschutzbund zusätzlich den steirischen Zoologen und Experten für Amphibien und Reptilien Werner Kammel, der die entdeckte Spezies auf der Neuen Roten Liste der Steiermark sofort als „stark gefährdet“ eingestuft hat, zwei Stufen höher als bisher. „Aufgrund der deprimierenden und massiven Bestandsrückgänge“, schreibt Kammel in seinem Bericht.
Rund einhundert Tiere konnten bereits in Sicherheit gebracht werden, vorübergehend ausgesetzt an einem benachbarten Grundstück nahe der Stadtmauer. Doch als Ausgleichsmaßnahme müsste ein adäquater, langfristiger Lebensraum neu geschaffen werden, was mindestens ein bis zwei Jahre in Anspruch nehme. „Man kann die Tiere nicht irgendwohin versetzen, wo vielleicht die Bedingungen passen und sich bereits eine Population befindet, deren Dichte an die lokale Umgebung aber schon längst angepasst ist“, argumentiert Kammel.
Aktuell ist der Naturschutzbund auf der Suche nach einem geeigneten Platz für eine Umsiedelung. Die Stadtgemeinde Fürstenfeld ist von der Aktion informiert, Bürgermeister Franz Jost zeigt sich zuversichtlich: „Rund um Fürstenfeld gibt es bestimmt genug Grünflächen für die Tiere.“ Eine Umsiedelung dieser Art muss auch bei den Behörden gemeldet werden, bei der Bezirkshauptmannschaft liegt ein entsprechender Antrag bereits auf.